5 Fragen an Glücksforscher Prof. Dr. Mike Hoffmeister
Am 16. September 2021 findet die 8. Gesprächsreihe der Hochschule Ostfalia zum Thema “Glück und erfülltes Leben” statt. Unter dem Titel “Kraft schöpfen” teilen Expert*innen ihre Erfahrungen und Tipps im Kunstmuseum Wolfsburg und online im Live-Stream. Auch wir von Action for Happiness sind Teil dieser Veranstaltung und geben praktische Übungen für Widerstandskraft und Optimismus mit.
Moderator und Initiator dieser Veranstaltung ist Prof. Dr. Mike Hoffmeister, einer der Pioniere der Glücksforschung im deutschsprachigen Bereich. Wir möchten ihn euch heute vorstellen und seine spannenden Perspektiven zum Thema Glück mit euch teilen.
Lieber Mike, wie bist Du zur Glücksforschung gekommen und was fasziniert Dich daran?
Mein Schlaganfall vor einigen Jahren hat meine Wahrnehmung zum Leben total verändert. Das Leben ist schön, aber leider verharren wir oft in der Opferrolle, anstatt das Leben zu gestalten. Viele Lebensentwürfe werden von uns nicht umgesetzt oder immer wieder verschoben. Gründe finden wir genug. Der Schlaganfall machte mir deutlich, wie endlich das Leben ist. Und wenn ich etwas ändern möchte, muss ich das JETZT tun und nicht immer verschieben. Ich finde es sehr berührend, wenn ich in meinen Seminaren und Workshops vor allem junge Menschen dazu inspirieren kann, IHRE Lebensentwürfe zu überdenken. Das Feedback der Teilnehmer*innen meiner Workshops ist wirklich überwältigend. Mich fasziniert an der Glücksforschung, dass man schon mit kleinen Dingen im Leben sein Wohlbefinden und auch das der anderen nachhaltig verbessern kann. Dazu gehört auch das achtsame Leben mit all seinen Facetten.
Wer sind Deine Vorbilder in Bezug auf die Glücksforschung? Wer hat für Dich und Deine Arbeit im Moment den inspirierendsten Ansatz?
Da gibt es viele. Mich hat die Forschung des Psychologie-Professors Martin Seligman an der University of Pennsylvania, Pittsburgh, USA sehr beeindruckt. Da die Messung des Glücks sehr schwierig ist und im Wesentlichen vom augenblicklichen Wohlbefinden abhängt, legt er den Schwerpunkt darauf, inwieweit Menschen „aufblühen“ und Ihre Talente und Stärken ausbauen können. Auch die Arbeit von Prof. Dr. Emiliana Simon-Thomas, Direktorin des Greater Good Science Center der University of California Berkeley’s ist sehr nennenswert. Die Website kann ich ausdrücklich empfehlen. Ihr Ansatz PERK (Purpose – Engagement – Resilience – Kindness) basiert auf den werteorientierten Glücksbegriff und ist auch als Basis meiner Glücksforschung mit der Nelson Mandela University.
Du bist als Professor international tätig. Wie bringst Du das Thema Glück an die Universitäten und welche Bereiche sind für Studierende besonders interessant?
Soziale Kompetenzen sind für die erfolgreiche Karriere sehr wichtig. Zu oft erlebe ich, dass junge Studierende einen Job aus den falschen Motiven wählen. Daher veranstalte ich an der Ostfalia Workshops und Seminare zum Thema „Glück und erfülltes Leben“ mit Bezug zu „Happiness@Work“ und vor Corona sogar an der Nelson Mandela University mit deutschen und südafrikanischen Studierenden. Ziel ist es, den Teilnehmer*innen deutlich zu machen, dass Glück nur von innen kommen kann und das ICH dafür verantwortlich bin. Dabei lege ich auch großen Wert auf eine interkulturelle Betrachtung. In Workshops mit deutschen, südafrikanischen und indischen Studierenden erarbeiten wir die jeweiligen Glücksfaktoren und Handlungsmaßnahmen. Wichtig ist es, dass die Studierenden die jeweiligen Faktoren selber erarbeiten und auch erleben. Dabei ist es entscheidend, dass die Studierenden ihre eigenen Werte erkennen. Wir arbeiten dann an den wichtigsten, aber bisher unerfüllten Werten über verschiedene Übungen. Dabei werden auch interkulturelle Unterschiede deutlich. Es freut mich immer sehr, wenn die Studierenden erkennen, dass Erfolg nicht am Einkommen, sondern an anderen Faktoren wie beispielsweise Sinnhaftigkeit gemessen wird. Das Feedback der Studierenden aus den Workshops ist dabei überwältigend.
Eine der Fragen aus unserem “Erkunde was zählt”-Kurs ist: “Wie glücklich bist du bei der Arbeit und warum?” Wie lautet deine Antwort darauf?
Ich liebe meinen Beruf. Mein Beruf ist auch meine Berufung. Es bereitet mir unheimlich große Freude, Menschen zu inspirieren und zu begeistern. Als Professor hat man einen sehr großen Gestaltungsraum für seine Veranstaltungen und den nutze ich auch voll aus – auch wenn ich dabei der „bunte Vogel“ in der Hochschulwelt bin. Aber ich bin davon fest überzeugt, dass Glücksseminare ein fester Bestandteil im Stundenplan eines jeden Studierenden sein sollten. Ich bekomme sogar häufig auch von ehemaligen Studierenden, die im Job stehen, ein positives Feedback zu meinen Glücksseminaren. Vor diesem Hintergrund war mein Schlaganfall – so ironisch es auch klingen mag – ein Glücksfall.
Zum Abschluss der Blick nach vorn: Wie würde eine glücklichere Welt aussehen und was wäre anders?
Leider dominieren in der (Berufs-)Welt viel zu häufig Macht, Neid und Gier. Zudem verharren viele in der Opferrolle. Ich wünsche mir, dass viele Menschen mehr Mut haben, ihr Leben zu gestalten und ihre Talente auszuleben. Sich nicht immer mit anderen zu vergleichen. Auch das Thema Wertschätzung anderen gegenüber hätte eine wesentlich größere Bedeutung. Rücksicht auf andere zu nehmen und zu unterstützen sind ganz entscheidende Glücksfaktoren. Jeder kann hierdurch einen kleinen Beitrag zu einer besseren Welt leisten. Die Ziele und Aktionen von Action for Happiness Deutschland e.V. finde ich fantastisch. Ihr macht einen wirklich tollen und wichtigen Job. Ich habe sehr großen Respekt für euer soziales Engagement und dafür sage ich ausdrücklich aus ganzem Herzen: D A N K E
Mike Hoffmeister studierte BWL an den Universitäten in Nürnberg und Münster, bevor er an der Universität Kassel promovierte. Er war 12 Jahre im internationalen Vertrieb der Volkswagen AG tätig und lehrt seit 2003 an der Fakultät Wirtschaft der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften das Vertiefungsgebiet „Internationales Management“. Seit seinem Schlaganfall beschäftigt sich Mike Hoffmeister als „Glücksforscher“ mit dem Thema „Werteglück und erfülltes Leben – Happiness@Work“. Zudem forscht er gemeinsam mit der Nelson Mandela University in Südafrika zur „Bedeutung der Glücksforschung für das Management“ und ist dort auch als Dozent tätig. Seit dem Wintersemester 2018 veranstaltet er die öffentliche Ostfalia-Rotary-Gesprächsreihe „Glück und erfülltes Leben“, um Menschen zu inspirieren, ihr Leben aktiv zu gestalten.
Zur Inspiration einige Vorträge auf dem „YouTube-Kanal Glück und erfülltes Leben“.
Mehr Informationen zur Veranstaltung am 16. September: www.ostfalia.de
Mein Opa hatte einen Schlaganfall. Interessant, dass man auch mehr Glück in Kliniken bringen sollte. Die Arztpraxis damals war aber auch gut.